• Ausrichtung erfordert Anpassung der Kostenstrukturen, des Produktportfolios und des Mitarbeiterstamms
  • Geschäftsleitung informiert Gläubigerausschüsse, Betriebsräte und Mitarbeiter über das Sanierungskonzept
  • Investitionsprogramm für den Ausbau des Maschinenparks

 

Bad Lippspringe. 17. März 2015. Die vorläufigen Gläubigerausschüsse der Wellemöbel GmbH, Howelpa Logistik GmbH und MF Bad Lippspringe GmbH haben den jeweiligen Sanierungskonzepten grünes Licht gegeben und damit die strategische Neuausrichtung der Wellemöbel-Gruppe bestätigt. Ebenso befürwortet der vorläufige Sachwalter Rechtsanwalt Stefan Meyer die Restrukturierungsmaßnahmen der Unternehmen. Wie bereits vor einem Monat angekündigt, wird sich der Hersteller für Kastenmöbel als Systemeinrichter positionieren, sich damit stärker auf die bereits vorhandenen Systemmöbel fokussieren und von Produkten im unteren Segment trennen, die in einem preisaggressiven Wettbewerb stehen und nicht mehr kostendeckend in Deutschland produziert werden können.

Die Ausrichtung wird zunächst zu einer deutlichen Verschlankung des Produktportfolios der Wellemöbel-Gruppe führen. Beim Erhalt der Segmente (Baby, Jugend, Büro und Schlafmöbel, JOOP!) werden das Sortiment und die Variantenvielfalt bereinigt. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Wellemöbel-Gruppe langfristig sicherzustellen und eine nachhaltige Rentabilität zu erreichen, müssen infolgedessen die Kostenstrukturen angepasst werden. Deshalb sieht das Sanierungskonzept die Optimierung von Prozessen und leistungswirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen in allen Einheiten wie Vertrieb, Einkauf, Produktion, Verwaltung und Logistik vor. Auch die Personalkapazitäten müssen angepasst werden. Ohne Berücksichtigung der Logistiksparte Howelpa müssen rund 270 Arbeitsplätze so sozialverträglich wie möglich gemäß dem Sanierungskonzept abgebaut und der Standort in Detmold bis März 2016 geschlossen werden. Eine Fortsetzung der Produktion an drei Standorten, wovon zwei sehr nahe beieinanderliegen, kann betriebswirtschaftlich nicht länger verantwortet werden. Bei der Howelpa werden über einen längeren Zeitraum bis Ende 2017 ebenfalls rund 50 Arbeitsplätze abgebaut. Die übrigen Arbeitsplätze bleiben vorbehaltlich der normalen, auch altersbedingten Fluktuation erhalten. Die Geschäftsführung hat das Restrukturierungskonzept den Arbeitnehmervertretern und der Belegschaft heute vorgestellt. „Unsere Hauptaufgabe ist es nun, unsere Leistungsfähigkeit zu steigern, das neue Kerngeschäft zu stärken und langfristig Wachstumspotenziale zu erschließen“, so Sanierungsgeschäftsführer Dr. Jasper Stahlschmidt.

Der Grund für die wirtschaftliche Schieflage der Wellemöbel-Gruppe ist vielschichtig: Auf dem deutschen Möbelmarkt ist eine Polarisierung zwischen den Herstellern hochwertiger Möbel und den Anbietern von Billigmöbeln zu beobachten. Das mittlere Segment zwischen dem unteren und gehobenen Segment, in dem sich die Wellemöbel-Gruppe bisher vorrangig bewegt hat, wird weiterhin deutlich abnehmen. Darüber hinaus muss die deutsche Möbelindustrie immer mehr Marktanteile an osteuropäische, insbesondere polnische Lieferanten abgeben. In diesen Ländern bestehen nach wie vor Kostenvorteile (insbesondere im Personalkostenbereich) bei gleichzeitig zu beobachtender zunehmender Produktivität. „Jedes vierte Möbelstück, das in deutschen Wohn-, Ess- oder Schlafzimmern steht, stammt mittlerweile aus einem polnischen Betrieb. In Deutschland sehen wir aufgrund der internationalen Wettbewerbssituation keine Möglichkeit mehr, Möbel in den unteren Preissegmenten profitabel herzustellen. Darauf haben wir reagiert. Mit dem nun vorliegenden Restrukturierungskonzept konsolidieren und stärken wir die Wellemöbel und wollen das Unternehmen sodann mittel- und langfristig wieder auf nachhaltigen Wachstumskurs bringen“, so Volker Meurer, Geschäftsführer der Wellemöbel GmbH. Der Geschäftsbetrieb konnte frühzeitig nach Einleitung des Eigenverwaltungsverfahrens erfolgreich stabilisiert werden. Durch den weiteren, ungebrochenen Kundenzuspruch verlaufen die Finanzzahlen derzeit planmäßig, teilweise sogar leicht über Plan.

Mit der Erstellung der Sanierungskonzepte für alle drei operativen Gruppenunternehmen (Wellemöbel GmbH, MF Bad Lippspringe GmbH, Howelpa Logistik GmbH) und der Freigabe durch die vorläufigen Gläubigerausschüsse ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer erfolgreichen Sanierung genommen. Nun steht in den nächsten Wochen die Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen im Mittelpunkt.

Die zentrale Kernaussage des 400 Seiten umfassenden Restrukturierungskonzeptes ist die Ausrichtung als Systemeinrichter. Als einer der führenden deutschen Hersteller von Kastenmöbeln mit breiter Segmentaufstellung erhalten die Kunden ein Höchstmaß an Qualität und Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger hoher Individualisierungsmöglichkeit. Damit folgt Wellemöbel dem Wunsch der Kunden nach mehr Individualität. „Die Zeit der reinen Standardprodukte ist vorbei. Unser Vertrieb und unsere Produktion werden so ausgerichtet, dass wir mit unseren Produkten dem Handel die Möglichkeiten geben, genau diesem Trend gerecht zu werden und die vielfältigen Wünsche der Endkunden zu erfüllen“, erklärt Volker Meurer.

Die Howelpa Logistik GmbH wird sich in Zukunft als unabhängiger und spezialisierter Logistikdienstleister in der Möbelbranche positionieren. Bislang war die Howelpa weitgehend gruppenintern für die Gesamtlogistik zuständig und hat sich dadurch nicht im Drittkundengeschäft bewegt. Hier soll zukünftig angesetzt werden und mit einer Vertriebsinitiative der Kundenkreis deutlich ausgebaut werden. Es werden umfangreiche Spezial-Dienstleistungen rund um die Möbellogistik angeboten, von Lager- und Transportleistungen bis hin zu Zusatzleistungen wie Retourenmanagement. Die Howelpa gehört zu einem der wenigen Logistikunternehmen, die diese Dienstleistung professionell erbringen können.

Die Sanierungskonzepte der drei operativen Gesellschaften, die mit der Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp entwickelt wurden, umfassen rund 200 Einzel-Maßnahmen, die die Wellemöbel-Gruppe wieder wettbewerbs- und renditefähig machen werden. „Zusammen mit den Mitarbeitern haben wir zahlreiche Prozesse und Strukturen der Gruppe untersucht. Alle Beteiligten waren sehr motiviert, Verbesserungen zu entwickeln. Mit den nun vorgestellten Ergebnissen, gehen wir davon aus, dass die Gruppe saniert werden kann. Allerdings ist die Neuausrichtung unabdingbar mit einer deutlichen Stärkung des Vertriebes und signifikanten Investitionen verbunden“, erklärt Bozidar Radner, Geschäftsführer der Buchalik Brömmekamp Unternehmensberatung. Die Gläubigerausschüsse haben deshalb einem umfangreichen Investitionsprogramm zugestimmt. Die Unternehmen werden drei Millionen Euro in die Erneuerung und Modernisierung der Maschinen investieren, ein beträchtlicher Teil davon in Bad Lippspringe.

Weiterhin zeigt das Konzept die Herausforderungen auf der Kostenseite auf. „Unsere Personalkosten liegen deutlich über den Personalaufwendungen der Wettbewerber, während die Umsatzentwicklung in den vergangenen Jahren rückläufig war. Um zukünftig wettbewerbsfähig am Markt agieren zu können, ist eine Anpassung der Personalstruktur unabdingbar. Wir werden jetzt zeitnah Gespräche und Verhandlungen mit den Betriebsräten sowie der Gewerkschaft aufnehmen und konstruktiv nach sozialverträglichen Lösungen suchen“, sagt die personalverantwortliche Geschäftsführerin Anna Sommermeyer-Rickert.

„Ich habe schon an anderer Stelle angedeutet, dass die Sanierung der Wellemöbel-Gruppe kein Selbstläufer ist. Das hat sich nunmehr an dem sehr umfassenden Maßnahmenpaket der Sanierungskonzepte gezeigt; ein Maßnahmenpaket, welches zwingend erforderlich ist, um die Gruppe wieder wettbewerbsfähig und rentabel zu gestalten, was wiederum für den langfristigen Erhalt der Unternehmen unabdingbar ist. Bedauerlicherweise fallen der Sortimentsbereinigung auch einige Arbeitsplätze und mit Detmold ein gesamter Standort zum Opfer. Die Entscheidung, die niemandem unter den Beteiligten leicht gefallen ist, dient aber am Ende dem Erhalt der Gruppe und muss umgesetzt werden. Ein weiter so, wie bisher, würde die nachhaltigen Probleme nicht lösen“, erklärt der vorläufige Sachwalter Rechtsanwalt Stefan Meyer.

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