Corona ist vorbei: „Was nun, Krankenhaus?“

In der aktuellen Pandemie leisten die Krankenhäuser in Deutschland hervorragende Arbeit. Seit 15 Monaten kümmern sich Ärzteschaft und Pflege aufopferungsvoll um die Corona Patienten. Insbesondere auf den Intensivstationen gehen die Betroffenen bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und arbeiten nicht selten am Rande der Erschöpfung.

Aber irgendwann, und dies hoffentlich in der näheren Zukunft, wenn insbesondere eine Herdenimmunität erreicht wird, geht die Pandemie ihrem Ende entgegen und bei den Krankenhäusern stellt sich wieder der Normalbetrieb ein.

Nicht erst seit der Coronakrise stehen viele Krankenhäuser unter einem starken Ergebnisdruck. Schon im Jahr 2019 schrieben ein Drittel aller deutschen Krankenhäuser rote Zahlen. Angesichts der Coronakrise gehen die neuesten Schätzungen davon aus, dass über 40 Prozent aller bundesdeutschen Kliniken für das Geschäftsjahr 2020 Verluste ausweisen werden.

Bedingt durch zahlreiche aktuelle politische Entscheidungen in Bund und Ländern (z. B. durch das Krankenhauszukunftsgesetz – KHZG), wie aber auch regulatorische Änderungen im Gesundheitswesen (z. B. Regelungen zu Mindestmengen, Mindestbesetzungen, Qualitätsanforderungen) ergibt sich ein hoher Handlungsdruck bei den Kliniken zur Anpassung von Strukturen und Geschäftsprozessen.

Wesentliche Themen sind dabei:

  • ein zunehmender Wechsel von stationären zu ambulanten Behandlungen – seit 2017 sind die Case Mix Punkte in vielen Häusern rückläufig
  • notwendige Investitionen in die medizinische Infrastruktur sowie in die Ausstattung von Einrichtungen
  • Renovierung oder Neubau von Immobilien
  • Rekrutierung von Personal in allen Berufszweigen
  • zunehmende Digitalisierung von Krankenhäusern

Gerade kommunale und kirchliche Krankenhäuser haben dabei oftmals das Problem fehlender oder knapper finanzieller Ressourcen. Notwendige Änderungen in Aufbau- und Ablauforganisation sowie Investitionen können durch die seitens der Länder zur Verfügung gestellten Pauschalen (z. B. Investitions-/ Baupauschalen) z. T. nur ungenügend finanziert werden.

Aufgrund geringer steuerlicher Einnahmen der Kommunen im Zuge der Coronakrise kombiniert mit anstehenden Mehr-Auszahlungen für soziale Leistungen sehen sich Städte und Kreise immer weniger in der Lage, „ihre“ Krankenhäuser unmittelbar finanziell zu unterstützen. Vergleichbar ist es bei den kirchlichen Einrichtungen, die aufgrund sinkender Kirchensteuern ihre finanziellen Spielräume mehr und mehr einengen müssen.

Verbunden mit negativen Ergebnissen von Krankenhäusern kann dies zu finanziellen Schieflagen bis hin zu Insolvenzen führen. Allein im Jahr 2020 mussten 18 Krankenhäuser einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 80 Prozent darstellt. Die Zahlen für 2021 dürften noch dramatischer aussehen.

Verbesserungen in der finanziellen Ausstattung von Gesundheitseinrichtungen lassen sich zunächst durch Kosteneinsparungen realisieren, die auch das Ergebnis verbessern.

Angesichts des nachvollziehbaren hohen Anteils von Personalkosten an den Gesamtaufwendungen eines Krankenhauses, steigenden Lohnkosten sowie geforderten Mindestzahlen an Ärzten und Pflegekräften in bestimmten Fachbereichen sind Kostensenkungspotenziale an dieser Stelle eher begrenzt. Daher sind vor allem Reduzierungen bei den Sachkosten (medizinischer Sachbedarf, Verwaltungskosten, sonstige Aufwendungen) zu generieren.

In der Regel reichen gerade bei defizitären Häusern, denen die Insolvenz droht, solche Maßnahmen allein nicht aus. Erforderlich ist auch, vorhandene Strukturen und Geschäftsprozesse auf den Prüfstand zu stellen und Restrukturierungsmaßnahmen durchzuführen.

In Bezug auf die Liquiditätsfrage besteht zudem die Möglichkeit, Kapital von außen zu beschaffen. Gesellschafter oder Finanzinstitute (wie Banken oder Sparkassen) kommen schnell an die Grenze ihrer Möglichkeiten.

Externe finanzierende Geldgeber, die Interesse haben Kapital zur Verfügung zu stellen, verlangen allerdings Prognose- und Planungsrechnungen. Auf Basis eines umfangreichen Business Plans müssen solche externen Kapitalgeber nachvollziehen können, dass Krankenhäuser aufgrund des zukunftsbezogenen Geschäftsmodells in der Lage sind, neben ihren Zins- und Tilgungsverpflichtungen auch auskömmliche Ergebnisse zu erzielen.

Weitere Finanzierungsmöglichkeiten bestehen darin, in Anlehnung an Modelle aus der Industrie, in Form des „Sale and Lease Back“- Verfahrens in Abstimmung mit dem jeweiligen Gesellschafter moderne Beteiligungsmodelle aufzubauen, ohne die grundsätzlichen kommunalen Strukturen zu durchbrechen.

Durch die Auslagerung von Anlagevermögen auf andere kommunale Einrichtungen wird Liquidität geschaffen, die in vollem Umfang für die Modernisierung und den Ausbau von Kliniken verwendet werden kann.

Gegenüber Banken besteht dann die Sicherheit, dass kommunale Verbünde erhalten bleiben.

Auch wenn der Begriff „Insolvenz“ ein Unwort ist, kann eine gut gesteuerte Insolvenz mit den richtigen Partnern ein geeignetes Modell sein, um Krankenhäuser langfristig modern und zukunftsorientiert auszurichten. Mit dem ESUG, dem Gesetz zur erleichterten Sanierung von Unternehmen, das auch auf Krankenhäuser anwendbar ist, bieten sich bislang nicht vorhandene Möglichkeiten zur Bilanzsanierung, insbesondere aber auch zur Liquiditätsgenerierung ohne neue Bankkredite. Wesentlicher Vorteil des ESUG ist es, dass die bisherige Geschäftsleitung im Amt bleibt und das Verfahren ohne Insolvenzverwalter durchgeführt wird. Auch im kommunalen oder kirchlichen Umfeld sollte geprüft werden, ob ein solcher Weg zur Rettung der lokalen Krankenhausversorgung möglich ist.

Mit den Rechtsanwälten von Buchalik Brömmekamp, der Unternehmensberatung plenovia sowie Porten & Peters hat ein sehr erfahrenes Expertenteam zusammengefunden, welches aufgrund der jeweils langjährigen Kenntnisse und Erfahrungen der Berater in finanz- sowie betriebswirtschaftlichen, regulatorischen, medizinrechtlichen, ordnungspolitischen sowie insolvenzrechtlichen Themen die erforderliche Expertise aufweist, Krankenhäuser in diesen komplexen Fragestellungen und dies auch in der geforderten Langfristigkeit zu begleiten.

Bezüglich der Realisierung externer Kapitalquellen bestehen intensive Kooperationen, die unterschiedliche Finanzierungsmodelle, angepasst an die individuelle Unternehmenssituation anbieten.

Insgesamt verfügt diese Gruppe über ein in Deutschland einmalig gebündeltes Wissen, um Krankenhausprojekte im Sinne der Gesellschafter und des Managements professionell, erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.

Gastbeitrag von Dr. Günter Peters, Porten & Peters 

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