Werkstattbericht mit Geschäftsführer-Interview aus einem erfolgreich abgeschlossenen Eigenverwaltungsverfahren

Pünktlich zu Beginn des neuen Geschäftsjahres 2023 schloss die NEUERO Farm- und Fördertechnik GmbH aus Melle ihre Restrukturierung erfolgreich ab. Das seit über hundert Jahren bestehende Familienunternehmen, das aktuell rund 50 Mitarbeitende beschäftigt, hatte am 23.02.2022 beim Amtsgericht Osnabrück ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Der nachstehende Werkstattbericht beschreibt die Ausgangssituation und den Ablauf des inzwischen erfolgreich beendeten Eigenverwaltungsverfahrens, ein Interview mit dem Geschäftsführer liefert auch persönliche Einblicke.

Mahl- und Mischtechnik „Made in Germany“

Marktführend bei Lagersystemen und Silos im Bereich der Getreidelagerung, der Getreidetrocknung, der Fördertechnik sowie der Mahl- und Mischtechnik „Made in Germany“ erwirtschaftete NEUERO in den vergangenen Jahren einen stabilen Gesamtumsatz von rund 20 Mio. Euro. Davon entfielen 50 Prozent auf den Bau von Silosystemen, von denen das Unternehmen schon weit über 20.000 Anlagen gebaut hat.

Krisen- und Insolvenzursachen

Hintergrund der Krise waren u. a. der erfolglose, verlustreiche Eintritt in neue Märkte wie Ägypten, Serbien und Russland. Erschwert wurde die wirtschaftliche Situation zudem durch die seit der Corona-Pandemie erheblich gestiegenen Einstandspreise für Rohstoffe und Einbauteile. Diese Preiserhöhungen konnten aus vertragsrechtlichen Gründen nicht vollumfänglich an den Endkunden weitergegeben werden. Hinzu kamen eine hohe Kapital- und Liquiditätsbindung durch ein zu umfangreiches Warenlager nebst Sortimentsvielfalt in einer Branche, die von einem starken Verdrängungswettbewerb und hartem Preiskampf betroffenen ist.

Erstellung eines Sanierungskonzepts nebst Insolvenzplan

Die NEUERO erarbeitete in den vergangenen Monaten im Rahmen eines (vorläufigen) Eigenverwaltungsverfahrens mit unserer Wirtschaftskanzlei und unserer Schwestergesellschaft, der Unternehmensberatung plenovia, in enger Abstimmung mit dem bestellten Sachwalter einen Restrukturierungsplan, den die Gläubiger bereits am 05.12.2022 einstimmig angenommen haben. Besonders erfreulich ist, dass auch die beteiligten Banken hinter dem Restrukturierungsplan standen und die Restrukturierung damit maßgeblich unterstützt und gefördert haben. Das Verfahren ist nach nur rund zehn Monaten beendet, die förmliche Verfahrensaufhebung durch das Amtsgericht Osnabrück erfolgte am 31.12.2022.

Umgesetzte Sanierungsmaßnahmen

Mit dem Restrukturierungsplan befreite sich NEUERO von Verbindlichkeiten zugunsten einer nun erheblich gesteigerten Eigenkapitalquote. Das Unternehmen konnte trotz der spürbaren negativen Auswirkungen der Coronakrise und des Ukrainekrieges sicher für die Zukunft aufgestellt werden. Während des laufenden Verfahrens gewann es trotz Krise sogar zwei neue Großaufträge hinzu, was als außergewöhnlicher Erfolg zu bewerten ist. Im operativen Bereich wurde zudem u. a. eine konsequente Konsolidierungsstrategie, die Fokussierung auf ertragreiche Produkte und Projekte sowie die Anpassung der Kosten- und Finanzierungsstruktur umgesetzt. Das Projektgeschäft konzentriert sich künftig auf den deutschsprachigen Raum.

Autor: Alfred Kraus

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