Factoring

Als Factoring wird per Definition der Vorgang bezeichnet, bei dem offene Forderungen an Dritte verkauft werden, um dadurch die Liquidität des Unternehmens unmittelbar zu steigern. Es handelt sich um eine Finanzierungsform, die insbesondere bei mittelständischen Unternehmen auf großes Interesse stößt.

Wie ist der Ablauf des Factorings?

Der Ablauf des sog. “echten Factorings” kann – vereinfacht – in fünf Schritte aufgeteilt werden:

  1. Durch das Erbringen einer Leistung (Produkte oder Dienstleistung) generiert das Unternehmen eine Forderung gegenüber einem Kunden. Damit der Verkauf der Forderung rechtsgültig ist, muss diese existieren und an den sogenannten Factor, also den Finanzdienstleister bzw. Anbieter des Factorings, abtretbar sein. Man spricht hier auch von Verität.
  2. Außerdem ist die Bonität des Schuldners bzw. des Kunden essenziell. Da der Factor nach dem Forderungskauf das volle Ausfallrisiko trägt, wird die Bonität der Kunden des Unternehmens üblicherweise regelmäßig durch den Factor überprüft.
  3. Mit dem Verkauf der gegen die Drittschuldner (Kunden) des Unternehmens bestehenden Forderungen an den Factor geht das Debitorenmanagement an diesen über. Er ist nunmehr als Inhaber der offenen Forderungen für ihre Einziehung verantwortlich.
  4. Innerhalb von 48 Stunden nach Abtreten der Forderungen überweist der Factor dem Unternehmen i. d. R. 80 bis 90 Prozent der Bruttoforderung. Somit wird die Liquidität des Unternehmens gesteigert, außerdem kann die Eigenkapitalquote unabhängig von der Bonität des Kunden erhöht werden.
  5. Der Factor bringt beim Unternehmen die Forderungen ein, die zuvor an ihn verkauft und bei den Kunden des Unternehmens eingezogen worden sind, indem er dem Unternehmen die noch ausstehende Forderungssumme (i. d. R. 10 bis 20 Prozent der Forderungssumme) – nach Abzug der Factoring-Gebühren – überweist.

Welche Vorteile hat das Factoring?

Der wesentliche Vorteil des Factorings ist die unmittelbare Liquiditätserhöhung beim Unternehmen. Darüber hinaus profitieren Unternehmen noch von einer Reihe an weiteren Vorzügen:

  • Ermöglichung unternehmerischen Wachstums
  • Erhöhung der Eigenkapitalquote
  • Einräumung höherer Zahlungsziele gegenüber Schuldnern
  • Sichere und zuverlässige Finanzplanung
  • Größerer Handlungsspielraum im Hinblick auf die Finanzen
  • Verbesserung des Ratings
  • Entlastung des Debitorenmanagements
  • Übernahme des Ausfallrisikos durch den Factor, ergo höhere Sicherheit
  • “Barzahler-Vorteil” für Factoring-Kunden: Skontierungs-, Rabatt- und Boni-Möglichkeiten
  • Auslandsmärkte können erschlossen werden

Factoring: welche Arten gibt es noch?

Neben dem echten Factoring unterscheidet man eine Reihe weiterer Factoring-Arten:

  • Unechtes Factoring: Das Ausfallrisiko liegt weiterhin beim Unternehmen.
  • Offenes Factoring: Die Schuldner des Kunden werden über den Verkauf der Forderungen informiert (sog. Antretungsvermerk).
  • Stilles Factoring: Das Gegenteil vom offenen Factoring, d. h. die Debitoren werden nicht über den Verkauf der Forderungen informiert.
  • Full Factoring: Kommt insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen vor. Hier wird das gesamte Debitorenmanagement inkl. Mahnwesen an ein spezialisiertes Factoring-Unternehmen übertragen.
  • Inhouse Factoring: Es werden Teile des Debitorenmanagements an ein spezialisiertes Factoring-Unternehmen übertragen, wobei die Buchhaltung komplett im Unternehmen verbleibt.
  • Export Factoring: Ein Unternehmen aus dem Land A verkauft Forderungen gegenüber einem Schuldner aus dem Land B an einen Factoring-Anbieter aus dem Land A.
  • Import Factoring: Ein Unternehmen aus dem Land B verkauft Forderungen gegenüber einem Debitor aus dem Land A an einen Factoring-Anbieter aus dem Land A.
  • Reverse Factoring: Hier handelt es sich um eine Umkehrung des Factorings: Das Unternehmen erwirkt über einen Factor die Vorfinanzierung von Waren oder Dienstleistungen bei einem Lieferanten. Das Reverse Factoring wird auch als Lieferanten- oder Einkaufsfinanzierung bezeichnet.