Anja Pelz

Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH)

Visitenkarte

Werdegang

2008 bis 2015
Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH) bei Dr. Beck & Partner GbR, Nürnberg
2015 bis 2016
Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH) bei Reinhardt & Kollegen Rechtsanwälte und Insolvenzverwalter GmbH, Erfurt
2016 bis 2017
Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH) bei Schultze & Braun GmbH, Erfurt
seit 2018
Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH) bei Reinhardt & Kollegen Rechtsanwälte und Insolvenzverwalter GmbH, Erfurt
seit 2022
Bestellung zur Insolvenzverwalterin
seit 2024

Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH) und Insolvenzverwalterin bei Buchalik Brömmekamp Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Erfurt

Im Interview

Anja Pelz ist Dipl. Wirtschaftsjuristin (FH) . Wir haben ihr 9 Fragen zu ihrem Fachgebiet gestellt.

Mit seinem Leben etwas – in Anführungszeichen – Sinnvolles anfangen; diese Überlegung stellen sicherlich viele junge Menschen nach Beendigung ihrer schulischen Laufbahn an. Neben dem Staatsdienst wie Polizei standen auch Medizin oder Jura auf meiner Agenda. Mein Weg führte mich letztlich an die Fachhochschule Schmalkalden, an welcher ich Wirtschaftsrecht studiert habe. Ein Schwerpunkt war das Insolvenzrecht. Die Systematik eines klar strukturierten Verfahrensablaufs, der bei richtiger Anwendung eine zweite Chance bietet, hat mich angesprochen und neugierig gemacht. Schuldner auf dem Weg zur Restschuldbefreiung zu begleiten und den Gläubigern zumindest einen Teil ihrer Forderungen zu realisieren, das erachte ich als eine sinnvolle Aufgabe. Außerdem lag mir dieses Rechtsgebiet einfach von Anfang an.

Das Hauptaugenmerk der Insolvenzverwaltung liegt darauf, das Verfahren so zu strukturieren, zu führen und zu überwachen, dass die Interessen der Gläubiger bezüglich einer bestmöglichen Befriedigung und die Interessen des Schuldners bezüglich der Erlangung der Restschuldbefreiung gewahrt werden. Dazu ist auch immer wieder erforderlich, Wogen zu glätten und die Beteiligten spüren zu lassen, dass sie die Verantwortung abgeben dürfen und ihre Angelegenheiten nun in professionellen Händen liegen.

Nach nunmehr fast 16-jähriger Tätigkeit liegt mein Schwerpunkt in der Bearbeitung von Verfahren natürlicher Personen. Dabei handelt es sich häufig um ehemalige Einzelunternehmer oder – ganz klassisch – um Verbraucher, die aus den unterschiedlichsten Gründen in eine finanzielle Notlage geraten sind. Daraus entwickelte sich mein weiterer Schwerpunkt: Nachlassinsolvenzverfahren. Ob Schuldner oder Erbe: Letztlich geht es darum, Menschen auf dem Weg der Entschuldung zu begleiten.

Das Insolvenzrecht unterliegt einem ständigen Wandel. Im Vergleich zu ausländischen Entschuldungsverfahren hört man immer wieder die Kritik wie: zu viel Bürokratie, zu lang, zu umständlich, zu teuer. Die letzte einschneidende Änderung zum 01.10.2020 durch das Inkrafttreten des Gesetzes zur Verkürzung der Restschuldbefreiung hat meines Erachtens zu einigen Erleichterungen geführt. Novellierungsbedarf besteht natürlich weiterhin, sei es im Zusammenhang mit dem Strafrecht zum Thema Ersatzfreiheitsstraften versus Gläubigerbenachteiligung oder auch im Hinblick auf Kollisionen mit dem Steuer- oder Sozialrecht.

Wie vielfältig und aufregend, aber auch fordernd und nervenzehrend diese Branche sein kann, habe ich nach dem Studium nicht einmal annähernd geahnt, aber in der Praxis sehr schnell gelernt. Wie bei allem wird man mit zunehmender Erfahrung ruhiger und gewichtet anders. Am Ende – nach einem manchmal steinigen Weg – bleibt jedoch fast immer das gute Gefühl, eine Lösung gefunden zu haben, vielleicht auch einmal mehr über sich hinausgewachsen zu sein.

Frauen und Männern werden im Allgemeinen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, welche sich auch in der Tätigkeit als Insolvenzverwalterin beziehungsweise Insolvenzverwalter widerspiegeln können. Für das eine Verfahren wird eher eine „harte Hand“, im anderen Verfahren eher Empathie und Fingerspitzengefühl erforderlich sein. Die richtige Handhabung entscheidet die Insolvenzverwalterin oder der Insolvenzverwalter einzelfallbezogen, unabhängig vom Geschlecht. Auch wenn die Branche durchaus männerdominiert ist, meine Kolleginnen verstehen ihr Handwerk und bringen nach meiner Erfahrung neben Fachkompetenz auch immer ein ausgeprägtes Gespür für die Situation und einen klaren Blick für Lösungen mit.

Eine interessante Frage: Ich habe nach meinem Abschluss ausschließlich im Bereich Insolvenzrecht gearbeitet; Vergleichsmaßstäbe habe ich also nicht. Da mich meine Aufgaben auch nach fast 16 Jahren noch immer reizen, jeder Schuldner, jeder Geschäftsführer und damit jedes Verfahren individuell ist, immer wieder neue Herausforderungen darauf warten, gemeistert zu werden, und ich einen echten Mehrwert für die Gesellschaft im System der Insolvenzordnung sehe, ist die Frage wohl beantwortet.

Fachliteratur gehört nicht zu meiner Lektüre abends auf dem Sofa. Ansonsten bin ich für jedes Genre offen: mitreißend, authentisch, Anreize zur Reflektion sind willkommen.

Als Talent würde ich es nicht bezeichnen, aber durchaus als eine Leidenschaft, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Ich habe im März 2024 meine Ausbildung zur Yogalehrerin abgeschlossen und durfte auf diesem Weg viel über mich und den Umgang mit dem Leben lernen. Wie schon erwähnt, ist die Vermittlung von Ruhe und der Aufbau von Vertrauen in meiner täglichen Arbeit von wesentlicher Bedeutung. Nur wenn ich in Balance bin, kann ich dies auch vermitteln. Mittlerweile praktizieren wir sogar im Kollegenkreis regelmäßig gemeinsam und schaffen uns kleine Auszeiten für Körper und Geist, um danach mit geschärften Sinnen wieder ans Werk zu gehen.

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