Die Rolle und damit die Bedeutung des CFO (Chief Financial Officer) im Mittelstand hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Was als „oberster Buchhalter“ und „Kontrolleur“ begann, entwickelte sich hin bis zum unverzichtbaren Finanzstrategen, welcher, insbesondere in erfolgreichen Unternehmen, als Teil der Unternehmensführung nicht mehr wegzudenken ist.

Leider ist die Ausprägung dieser Rolle und damit der Erfolg des CFO gerade im Mittelstand sehr stark von der Struktur eines Unternehmens abhängig. So stellen mittelständische Unternehmen, die durch einen geschäftsführenden Gesellschafter geführt werden, andere Anforderungen an einen Chief Financial Officer als Unternehmen, die ein nicht eigentümergeführtes Management aufweisen. Neben der Struktur des Managements beeinflusst insbesondere auch die Eigentümerstruktur die CFO-Rolle. Beispielsweise fordern externe Investoren in der Regel eine weitaus höhere Datentransparenz, sodass die finanzwirtschaftlichen Publizitätsanforderungen auf Seiten des Unternehmens deutlich steigen.

Das Controlling – unerlässlich für eine erfolgreiche Unternehmensführung

Studien zeigen, dass die Rolle des CFO bei Alleineigentümern sehr stark von dessen Willen abhängig ist. Vieles hängt davon ab, ob der Patriarch gewillt ist Verantwortung abzugeben, dem Finanzbereich die notwendige Bedeutung beimisst und Objektivität vor das eigene Bauchgefühl stellt. Gerade die Vernachlässigung des Finanzbereichs und die damit mangelnde Datenquantität -qualität und -transparenz führt häufig dazu, dass beispielsweise das Controlling unterentwickelt ist oder erst gar nicht existiert. Demzufolge werden notwendige Kontrollmechanismen nicht integriert und so signifikante Risiken und Fehlentscheidungen überhaupt nicht oder zu spät erkannt. Dies kann dazu führen, dass die Möglichkeit einer Sanierung ohne Insolvenz verpasst wurde.

Der CFO als Sparringspartner des CEO

Fremdgeführte mittelständische Unternehmen, welche beispielsweise durch Investoren und Alteigentümer finanziert sind, setzen hingegen sehr stark auf die Rolle des CFO. Angestellte Manager orientieren sich viel stärker an Kennzahlen und sehen den CFO als Sparringspartner, dem sie bei Unternehmensentscheidungen vertrauen. Hier hat der Chief Financial Officer sowohl übergeordnet strategische als auch administrative Aufgaben inne. So erfordern Investoren in der Regel ein monatliches Reporting der Unternehmensergebnisse, welchem, je nach Größe des Unternehmens, eine entscheidende Bedeutung beigemessen wird. Darüber hinaus agiert der CFO in solch Unternehmen meist als direkter Ansprechpartner für sämtliche finanzrelevanten Stakeholder, wie Fremdkapitalgebern und Investoren. Dies führt dazu, dass die Bedeutung der Rolle des CFO in fremdgeführten Unternehmen wesentlich höher und die Aufgaben wesentlich verantwortungsvoller anzusehen sind als bei inhabergeführten Unternehmen.

Bereits im Jahr 2009 hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in ihrer Studie zur Zukunft des CFO im Mittelstand hervorgehoben, dass die Unternehmensstruktur eine der entscheidendsten Einflussfaktoren in Bezug auf die Rolle des Chief Financial Officer ist. Insbesondere bei kleinen mittelständischen Unternehmen wird diese Position ihrem Namen oft nicht gerecht. Hier fehlt häufig bei den sogenannten Patriarchen das notwendige finanzwirtschaftliche Know-how und die Bereitschaft, Verantwortung zu teilen. Im Hinblick auf den bereits bestehenden Wettbewerb um Fachkräfte ist dies allerdings unerlässlich. Zudem stellen die Digitalisierung und Globalisierung den Finanzbereich langfristig vor neuen Herausforderungen.