
Branche: Industrie
Standort: Langenfeld
Jahr: 2022
Mitarbeiter: 300
Dücker conveyor systems GmbH
Verfahrensbericht von Andreas Weißelberg, ehemaliger Geschäftsführer der Dücker conveyor systems GmbH
Als Geschäftsführer einen Insolvenzantrag zu stellen, ist sicherlich nicht die der leichteste Schritt, den man gehen kann. Aber wenn man ihn geht bzw. gehen muss, dann sollte er so frühzeitig erfolgen, dass eine Sanierung noch möglich ist.
Dücker war sehr erfolgreich im Bereich der Intralogistik von Wellpappenwerken. Wir waren der Marktführer und weltweit vertreten. Durch das starke Wachstum ab 2016 haben die Unternehmensprozesse nicht mit dem Markwachstum Schritt gehalten, wodurch wir ineffizient geworden sind. Zusätzlich waren wir während Corona gezwungen, erhebliche Darlehen aufzunehmen, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Corona war zwar irgendwann vorbei, aber wegen der Reisebeschränkungen konnten wir eine ganze Reihe von Anlagen nicht bis zur Abnahmereife beim Kunden vor Ort bringen. Gleichzeitig brach eine Auftragswelle über uns herein, weil die Wellpappe durch Corona nochmal einen Schub bekommen hat, Stichwort „Versandhandel“.
Zusätzlich hat dann 2021 die Halbleiterkrise zu massiven Auswirkungen in der Teileversorgung geführt und Projektabschlüsse weiter verzögert. Alles in allem ein „perfect storm“, wie unsere amerikanischen Kollegen zu sagen pflegen.
Natürlich haben wir versucht, bestmöglich gegenzusteuern, aber die Summe der Probleme war irgendwann zu groß, um sie mit normalen Mitteln zu lösen.
Als absehbar war, dass sich mittelfristig eine Liquiditätslücke auftun wird, haben wir Kontakt zu BBR Buchalik Brömmekamp Rechtsanwälte aufgenommen. Relativ schnell haben wir dann die Entscheidung getroffen, dass ein Schutzschirmverfahren die beste Option für das Unternehmen ist. Dann hieß es erst einmal zusammen mit den Beratern der Unternehemnsberatung plenovia den Antrag vorzubereiten und unser Unternehmen möglichst geräuschlos auf den Tag X vorzubereiten. Gemeinsam mit BBR haben wir dann nach und nach die kritischen Stakeholder ins Boot geholt und dann im September 2022 den Antrag gestellt und die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung informiert.
Die ersten Wochen nach der Antragstellung waren sehr turbulent. Das Wichtigste war, die Materialversorgung sicherzustellen, um die Kundenaufträge erfüllen zu können und andererseits die Kunden davon zu überzeugen, dass wir die Projekte zu Ende führen werden. Mit großem Kraftaufwand ist uns das gelungen. Letztlich haben wir während der Insolvenz das größte Einzelprojekt der Firmengeschichte abgewickelt.
Im Laufe des Verfahrens wurde dann deutlich, dass wir eine stabile Lösung für das Unternehmen nur mit einem Investor realisieren können, so dass wir einen M&A Prozess eingeleitet haben. Mit Nimbus haben wir dann einen Investor gefunden, der zu uns passt und auch sehr schnell mit in das operative Geschäft eingestiegen ist.
Eine Insolvenz eröffnet Möglichkeiten, die man unter normalen Umständen nicht hat, z. B. die Beendigung von Verträgen. Auf der anderen Seite verlangt das Verfahren selbst allen Beteiligten viel ab. Ich kann jedem Geschäftsführer nur raten, bei jeder Sanierung ein Schutzschirmverfahren im Hinterkopf zu haben, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Aus eigener Erfahrung kann ich nun sagen, dass sich die Probleme irgendwann potenzieren und nicht mehr beherrschbar sind. Hier hilft eine frühzeitige professionelle Beratung.