
Branche: Metallverarbeitung
Standort: Halver
Jahr: 2017
Mitarbeiter: 27
HEBAR Gesenkschmiede GmbH
Über die Zusammenarbeit
“Mit großer Freude haben wir die Nachricht über die Aufhebung des Insolvenzverfahrens aufgenommen, welche einen positiven Schlusspunkt unter den anspruchsvollen und aufregenden – aber auch lehrreichen und Hoffnung stiftenden – Prozess gesetzt hat. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei dem gesamten Team von Buchalik Brömmekamp für die jederzeit sehr vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit bedanken.
Alle Mitarbeiter aus der Rechts- und aus der Unternehmensberatung von Buchalik Brömmekamp wussten, sowohl durch ihre fachliche Qualifikation, als auch durch ihr Engagement und ihre Empathie, zu überzeugen. Während der gesamten Verfahrensdauer haben uns stets kompetente Ansprechpartner zur Seite gestanden. Der Beratungsaufwand hat sich für uns als Unternehmen wirklich gelohnt, denn ohne eine sanierungserprobte und dauerhafte Begleitung wäre das komplexe Eigenverwaltungsverfahren definitiv nicht zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen.
Wer sein Unternehmen restrukturieren will oder muss, dem kann ich die Option einer Planinsolvenz in Eigenverwaltung – aus eigener Erfahrung – wirklich empfehlen. Diese bietet Unternehmen eine echte zweite Chance. Wir als HEBAR Gesenkschmiede schauen jetzt wieder optimistisch in die Zukunft”.
Ulrich Barz, Geschäftsführer der HEBAR Gesenkschmiede GmbH
Über das Verfahren
Die HEBAR Gesenkschmiede GmbH ist ein mittelständiges Familienunternehmen, das seit über 130 Jahre am Standort in Halver hochwertige Schmiedestücke für unterschiedlichste Anwendungsbereiche produziert. Für die Kunden werden aus allen handelsüblichen Stählen Gesenkschmiedeteile in den Gewichtsbereichen von 10 Gramm bis circa 1,5 Kilogramm gefertigt. Basierend auf Kundenzeichnungen konstruiert das Unternehmen alle zur Fertigung benötigten Werkzeuge per CAD und setzt diese auf CNC-gesteuerten Hochgeschwindigkeitsfräsen um.
Produkte von HEBAR finden u.a. Anwendung in den Bereichen:
- Nutzfahrzeuge
- Flurförderfahrzeuge
- Automobilbau
- Luftfahrt
- Industriearmaturen
- Maschinenbau
- Landmaschinenbau
- Befestigungstechnik
Am 04.10.2018 hat das Amtsgericht Hagen das Eigenverwaltungsverfahren der HEBAR Gesenkschmiede GmbH aufgehoben. Das Unternehmen gilt damit als erfolgreich saniert und entschuldet. Alle 27 Arbeitsplätze konnten erhalten bleiben. Nachdem die Gläubiger den Insolvenzplan Anfang September einstimmig angenommen hatten, konnte der Weg für die Beendigung des Sanierungsverfahrens geebnet werden. Die HEBAR-Geschäftsführung hatte hierfür im Vorfeld, gemeinsam mit dem, eigens zur Unterstützung während des Verfahrens eingesetzten, Sanierungsgeschäftsführer sowie der Düsseldorfer Kanzlei und Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp, ein individuelles Sanierungskonzept entwickelt. Dieses regelt die Entschuldung, sowie die zum Fortbestehen des betroffenen Unternehmens erforderlichen Sanierungsmaßnahmen.
Die Gesenkschmiede war im Jahr 2017 aufgrund des „Diesel-Abgas-Skandals“ in eine gravierende wirtschaftliche Schieflage geraten. Eine Dieselventilklappe, deren Produktion bis dato einen erheblichen Teil des Umsatzes ausmachte, wurde plötzlich vom Kunden nicht weiter benötigt. Der mit dem Auftragsverlust einhergehende Umsatzeinbruch konnte – trotz umgehend eingeleiteter Maßnahmen – nicht adäquat aufgefangen werden. Die Geschäftsleitung entschloss sich deshalb zu einer Unternehmenssanierung im Rahmen einer Eigenverwaltung. Mit der Eigenverwaltung nutzte HEBAR eine Sanierungsmöglichkeit, die Unternehmen erst seit 2012 zur Verfügung steht. Im Vordergrund der sogenannten Sanierung unter Insolvenzschutz steht die Fortführung des Unternehmens, weshalb die unternehmerische Verantwortung auch bei der Geschäftsführung verbleibt, die den Sanierungsprozess selbstständig ohne Einsatz eines Insolvenzverwalters durchführt. Für die Sanierung ergänzte Ulrich Barz die Geschäftsführung um den Sanierungsexperten Nils Averbeck von der Wirtschaftskanzlei Buchalik Brömmekamp. Averbeck übernahm die insolvenzspezifischen Fragestellungen, die Betreuung des Gläubigerausschusses sowie die Kommunikation zu allen Stakeholdern.
Das über 130 Jahre alte Familienunternehmen konnte die schwierige Phase auch durch die hohe Loyalität und Einsatzbereitschaft ihrer Mitarbeiter sowie das uneingeschränkte Vertrauen der Kunden und Lieferanten meistern. „Durch das Eigenverwaltungsverfahren konnten wir uns wieder wettbewerbsfähig am Markt aufstellen. Ich bedanke mich deshalb bei allen Beteiligten. Wir durchlaufen aktuell eine sehr positive Entwicklung“, erklärt HEBAR-Geschäftsführer Ulrich Barz dazu.
Sanierungsgeschäftsführer Nils Averbeck, der das Unternehmen nach dem erfolgreichen Abschluss planmäßig wieder verlässt, sieht ebenfalls gute Chancen für die nachhaltige Fortführung des Unternehmens: „Die Signale stehen auf grün. Das Umsatzniveau des Vorjahres konnte trotz des Wegfalls eines Großkunden wieder erreicht werden. Jetzt gilt es die begonnenen Maßnahmen konsequent weiter zu führen.“ Bereits im Verfahren hatte das Unternehmen seine Kundenstruktur deutlich verbreitert. In der Zukunft wird sich HEBAR noch unabhängiger vom Automotiv-Bereich aufstellen. Der Grundstein hierfür wurde bereits im Rahmen des Sanierungsverfahrens gelegt, indem es dem Unternehmen bereits gelang, den Vertrieb neu auszurichten und eine Vielzahl neuer Kunden aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Luftfahrt zu akquirieren. „Das, was uns im vergangenen Jahr passiert ist, soll sich nicht noch einmal wiederholen. Die Insolvenz hat uns gelehrt, dass man sich als Unternehmer niemals zu sehr von einem Kunden oder gar einer Branche abhängig machen sollte. Wir haben eine zweite Chance bekommen, die werden wir nutzen“, resümiert HEBAR-Geschäftsführer Ulrich Barz.