
Branche: Bauindustrie
Standort: Duisburg
Jahr: 2013
Mitarbeiter: 80
Gebr. Vollmer GmbH & Co. KG
Über die Zusammenarbeit
“In der Baubranche besteht die Schwierigkeit, dass durch Sonderkündigungsrechte in der Insolvenz die Umsätze stark einbrechen können. Die Kunden haben dem Unternehmen jedoch jederzeit vertraut. Letztendlich war das Verfahren in Eigenverwaltung für Vollmer der richtige Weg. Zusammen mit Buchalik Brömmekamp konnten wir ein nachvollziehbares Sanierungskonzept vorlegen, das den Sachwalter, das Gericht, unsere Kunden und vor allem die Gläubiger überzeugte.“
(Thomas Möller, Geschäftsführer Gebr. Vollmer GmbH)
Das Verfahren
Der hohe Preisdruck in der Region Duisburg brachte den Baudienstleister Gebr. Vollmer in eine Krise. Durch eine eigengeführte Sanierung im Jahr 2009 verbesserte das Duisburger Traditionsunternehmen sein Ergebnis zwar deutlich, dennoch lagen die Kosten weiterhin über dem Ertrag. Letztendlich entschied sich Geschäftsführer Thomas Möller, bedingt durch die Insolvenz eines Großkunden, sein Unternehmen durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung zu restrukturieren.
Das Unternehmen Gebr. Vollmer GmbH & Co. KG wird seit 1961 in dieser Rechtsform geführt. Die Kerngeschäftsfelder des Unternehmens sind der Feuerfestbau, das Bauen im Bestand sowie An- und Umbauten. In diesem Zusammenhang erbringt die Gesellschaft diverse Dienstleistungen wie den Ausbruch und die Zustellung von feuerfesten Auskleidungen in Öfen und Aggregaten der Eisen- und Stahlindustrie im Feuerfestbau (FF) sowie umfassende Baudienstleistungen wie Sanierung, Modernisierung und Renovierung in der Abteilung Bauen im Bestand (BiB).
Durch die Wirtschaftskrise sank bei der Gebrüder Vollmer der Umsatz im Jahr 2009 um über 30 Prozent. Zwar konnte die Gesellschaft durch Umstrukturierungsmaßnahmen im Jahr 2009 in den Jahren 2010 und 2011 positive Ergebnisse erwirtschaften, allerdings gelang es in dem Zeitraum nicht hinreichend die Kostenstrukturen an die weiterhin gesunkenen Umsätze anzupassen.
Aufgrund des hohen Wettbewerbspreisdrucks in der Region Duisburg sah sich das Unternehmen immer wieder gezwungen, insbesondere im Bereich „Bauen im Bestand“ margenschwache oder nicht kostendeckende Aufträge anzunehmen. Dies trug, neben einer zu geringen Leistung bzw. Produktivität der in diesem Geschäftsbereich beschäftigten Mitarbeiter, zu weiteren Verlusten bei. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2012 gingen zudem die Umsätze deutlich zurück. Dieser Trend setzte sich im Gesamtjahr fort. Des Weiteren belastete ein Zahlungsausfall eines Großkunden der Sparte FF infolge einer Insolvenz das Ergebnis und die Liquidität des Unternehmens. Das Eigenkapital des Unternehmens war hierdurch vollständig aufgezehrt.
Weiterhin kam hinzu, dass das noch vorhandene Potenzial im Bereich Strategie, Vertrieb und Personal — trotz deutlich erkennbarer Maßnahmen – für eine erfolgreiche Neuaufstellung nicht ausgeschöpft werden konnte.
Der hohe Altersdurchschnitt und die lange Betriebszugehörigkeit vieler Mitarbeiter belasteten über den Branchendurchschnitt die Personalkosten. Die durchschnittliche Produktivität lag im Vergleich unterhalb der Werte der Konkurrenten.
Kunden waren von Sanierungskonzept überzeugt
Lösungansatz
Durch die plenovia GmbH (vormals Buchalik Brömmekamp Unternehmensberatung GmbH) wurde in Zusammenarbeit mit der Kanzlei Buchalik Brömmekamp Rechtsanwälte ein Sanierungskonzept im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung erarbeitet. Im Eröffnungsverfahren wurden verlustbringende Aufträge identifiziert und Verbesserungspotenziale entwickelt. Durch die Analyse des Vertriebs konnten strategische Ziele formuliert und bereits im Eröffnungsverfahren umgesetzt werden. Weiterhin wurde ein Vertriebscontrolling implementiert.
Die Gesellschaft konzentriert sich nunmehr auf die Kernbereiche „Feuerfestbau“ und „Bauen im Bestand“. Strategische Vorgaben zur Nutzung von Potenzialen im Produktportfolio und Markt wurden geschaffen. Regional ist eine Neuausrichtung auf den strukturstarken Raum Düsseldorf erfolgt.
Weiterhin wurden alle Kunden einer Detailanalyse unterzogen. Von verlustreichen Aufträgen hat sich das Unternehmen inzwischen getrennt und bei der Akquise neuer Aufträge wird beachtet, dass die Vollkosten gedeckt sind. Durch den Einsatz von Nachunternehmen (Outsourcing) werden die Erträge gesteigert. Darüber hinaus wurden Verhandlungen mit Kreditoren zur Standardisierung der Zahlungsziele und Skonti aufgenommen.
Die Gesellschaft musste neun Arbeitnehmern kündigen, dadurch konnte die Mitarbeiteranzahl an die Anforderungen des sanierten Unternehmens angepasst werden. Ferner wird durch regelmäßige Mitarbeitergespräche und direkte Feedbacks die Mitarbeitermotivation erhöht. Weiterhin wurde eine Personalplanung und Disposition und damit eine klare Zuständigkeits- und Aufgabenverteilung eingeführt.
Lösung
Die sanierte Gebr. Vollmer GmbH & Co. KG ist als spezialisiertes Unternehmen für die Bereiche „Feuerfestbau“ und „Bauen im Bestand“ positioniert worden, die den Kunden beste Qualität und ein breites Beratungsspektrum sowie hohe Flexibilität bietet. Durch die Sanierungsmaßnahmen sind die Personalkostenquote auf den Marktstandard abgesenkt und die Verwaltung professionalisiert worden. Durch eine Stärkung des Vertriebs wurden weitere Umsatz- und Ergebnispotenziale freigesetzt.
Die Einführung eines Vertriebscontrollings ermöglichte die Sicherstellung der Profitabilität der einzelnen Aufgaben und Kundenbeziehung. Weiterhin bildet das Controlling der Unternehmensführung nunmehr eine Informationsgrundlage zur Entscheidungsfindung, inwieweit Aufträge selbst durchgeführt oder an Nachunternehmen fremdvergeben werden. Kosten- und renditeorientierte Steuerungsinstrumente ermöglichen nunmehr eine zielgerichtete Ausrichtung des Vertriebs.
Im Insolvenzplan erhielt die kreditierende Bank eine Quote von 100 Prozent. Die Arbeitnehmer sowie die sonstigen ungesicherten und nicht nachrangigen Insolvenzgläubiger erhielten mit zehn Prozent eine deutlich höhere Quote als im Rahmen einer Regelinsolvenz. Die Gesellschafter erklärten in Höhe von 20 Prozent einen Verzicht auf ihre nachrangigen Forderungen. Durch den Forderungsverzicht wurde die Gesellschaft in Höhe von über einer Million Euro bei einer Bilanzsumme von ca. drei Millionen Euro entschuldet.
Die Umsetzung dieser Schritte innerhalb weniger Monate wäre ohne das ESUG nicht möglich gewesen. In der Gläubigerversammlung, die am 28. August 2013 stattfand, wurde der Insolvenzplan (das Sanierungskonzept) einstimmig von den Gläubigern angenommen. Das Verfahren konnte erfolgreich nach nur zwölf Monaten beendet werden.

