
Branche: Medizintechnik/Maschinen- und Anlagenbau
Standort: Wermelskirchen
Jahr: 2018
Mitarbeiter: ca. 200
Umsatz: ca. 32 Mio. Euro
Steinco Paul vom Stein GmbH
Über die Zusammenarbeit
„Am Anfang hatten wir natürlich viele Fragen zu dem Eigenverwaltungsverfahren zumal das Verfahren auch bei unseren Gesellschaftern bis dato völlig unbekannt war. Die gute Erstberatung durch Herrn Buchalik hat uns aber dann von den Chancen und Erfolgsaussichten des Verfahrens überzeugen können. Durch viele Gespräche konnten wir nach Antragstellung auch bei unseren Kunden und Lieferanten das Vertrauen in die Eigenverwaltung und in die Zukunft von Steinco gewinnen. Vertrauen ist hier die entscheidende Währung. Daher informierten wir unsere Stakeholder auch laufend über unsere Sanierungsschritte. Die offene Kommunikation hat sich am Ende ausgezahlt, so dass wir die Umsätze in der Insolvenzphase sogar noch steigern konnten.
Ich persönlich habe Herrn Buchalik vor einigen Jahren bei einer Fortbildungsveranstaltung kennengelernt und kannte die Insolvenz in Eigenverwaltung daher bereits zumindest in Grundzügen. Wir haben uns für Buchalik Brömmekamp entschieden, weil sie – als Pioniere der Eigenverwaltungsverfahren – über umfangreiche, jahrelange Erfahrungen mit erfolgreichen Sanierungen in Eigenverwaltung verfügen. Auch die Interdisziplinäre Ausrichtung des Berater- und Juristenteams war für uns ein wichtiges Kriterium. Bei Buchalik Brömmekamp standen uns eine Vielzahl an Spezialisten – aus dem Insolvenzrecht, Controlling, Arbeitsrecht bis hin zu Marketing und Öffentlichkeitsarbeit – vor Ort und im Backoffice zur Seite. Dadurch war eine ganzheitliche Beratung möglich. Als sehr hilfreich haben wir es auch empfunden, dass wir einen externen CRO von Buchalik Brömmekamp zur Seite gestellt bekommen haben, der vor Ort immer ansprechbar war.
Durch die umfassende juristische und betriebswirtschaftliche Begleitung konnten Fehlentscheidungen vermieden und Haftungsrisiken ausgeschlossen werden. Gerade zu Beginn eines Verfahrens müssen richtungsweisende und folgenschwere Entscheidungen getroffen werden, die auch mit erheblichen juristischen Risiken verbunden waren. Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung sollte man aufgrund der gemachten Erfahrung daher auf keinen Fall alleine durchführen. Jedes Unternehmen in einer solchen Krisensituation sollte sich fachkundig durch ausgewiesene Experten beraten lassen. Neben den richtigen Beratern ist auch der Zeitpunkt der Antragstellung entscheidend: Je frühzeitiger dieser erfolgt, desto handlungsfähiger bleibt das Unternehmen. Der Entschluss für eine Eigenverwaltung ist bei Steinco sehr früh gefallen. Wir waren damals nur drohend zahlungsunfähig und somit standen uns noch viele Handlungsmöglichkeiten offen. Die Insolvenz in Eigenverwaltung hat sich bei uns als gutes und probates Mittel um eine Unternehmenskrise zu überwinden bestätigt. Damit haben wir eine zweite Chance erhalten.
Im Namen der Steinco bedanke ich mich daher herzlich bei den Mitarbeitern der Buchalik Brömmekamp Rechtsanwaltsgesellschaft und der Buchalik Brömmekamp Unternehmensberatung für deren Unterstützung vor, während und nach dem erfolgreichen Verfahren.
Ralf Goos, Geschäftsführer Steinco Paul vom Stein GmbH
Über das Verfahren
Die Steinco Paul vom Stein GmbH hat ihren Hauptsitz in Wermelskirchen. Das Traditionsunternehmen produziert und vertreibt Rollen und Räder für die Medizintechnik sowie Schnellverschlusskupplungen für den Maschinen- und Anlagenbau. Im Jahr 2018 lag der Jahresumsatz bei rund 32 Mio. Dieser wurde erwirtschaftet von rund 200 Mitarbeiter in insgesamt vier Werken, drei davon in Wermelskirchen und einem in Hessen.
Die Unternehmensleitung von Steinco hatte im August 2018 beschlossen, sich über eine Sanierung in Eigenverwaltung für die Zukunft neu aufzustellen. Wesentlicher Grund war die Dreherei-Sparte, die unter der großen Abhängigkeit von der Automobilindustrie mit entsprechendem Preisdruck und hohen Verlusten litt. Die Verluste konnten durch die anderen Unternehmensbereiche nicht mehr kompensiert werden. Zusätzlich belastete die hohe Produktvielfalt der drei Produktbereiche die Ergebnisse. In der Kombination führte dies schleichend in eine Liquiditätskrise.
Zusammen mit dem Sanierungsgeschäftsführer Volker Schreck sowie der Düsseldorfer Kanzlei und Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp wurden die Sparten und die Produkte auf dem Prüfstand gestellt. „Steinco wird sich künftig auf die Kernsparte Rollen und Räder für die Medizintechnik und Schnellverschlusskupplungen konzentrieren Die Herstellung von Drehteilen für Fremdkunden wurde aufgegeben. Außerdem wurde das Produkt-Portfolio wurde um margenschwache Teile bereinigt. Das führte allein schon zu einer erheblichen Aufwands- und Kostenreduktion“, erklärt Rüdiger Oymanns, Associate Partner bei Buchalik Brömmekamp.
Erste Erfolge des Sanierungskonzeptes konnte der Rollenhersteller schon während des Eigenverwaltungsverfahrens erzielen. In der Rekordzeit von nur neun Monaten wurde der Turnaround geschafft. Schnell lagen der Umsatz und das Betriebsergebnis deutlich über dem Plan.
Verfahren aufgehoben – Sanierung geglückt
Anfang Juni 2019 hat das Amtsgericht Köln schließlich die Aufhebung des Eigenverwaltungsverfahrens über die Steinco Paul vom Stein GmbH vorgenommen. Das Unternehmen aus Wermelskirchen in Nordrhein-Westfalen ist damit erfolgreich saniert und wieder zukunftsfähig aufgestellt. Am 3. Juni 2019 konnte die Geschäftsleitung des Rollenherstellers die rund 200 Mitarbeiter über das Ende des Eigenverwaltungsverfahrens informieren. Besonders hervorzuheben ist, dass der Gläubigerausschuss und insbesondere die sehr engagierte Stadtsparkasse Wermelskirchen vollumfänglich hinter dem erarbeiteten Sanierungskonzept standen. Gleiches gilt für den Sachwalter Dr. Andreas Ringstmeier von der gleichnamigen Sozietät in Köln und seinem Team. Ebenso hatten alle Gläubiger in vollem Umfang für das Konzept votiert und damit den Weg für die schnelle Aufhebung des Verfahrens geebnet.
Während des Verfahrens schaffte Steinco zudem die Basis für ein neues Tochterunternehmen. Anfang Juni 2019 ging die neu gegründete Steinconnector GmbH an den Start, in der die Aktivitäten um die Schnellverschlusskupplungen gebündelt werden. „Insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau sowie der Medizin- und Kanaltechnik werden die innovativen Sicherheitslösungen von Steinco nachgefragt“, erklärt Paul-Frank vom Stein, Geschäftsführer der Steinconnector GmbH.
Mit der Eigenverwaltung nutzte Steinco eine Sanierungsmöglichkeit, die Unternehmen erst seit 2012 zur Verfügung steht. Im Vordergrund der sogenannten Sanierung unter Insolvenzschutz steht die Fortführung des Unternehmens, weshalb die unternehmerische Verantwortung auch bei der Geschäftsführung verbleibt. Sie führt den Sanierungsprozess selbstständig aber unter der Aufsicht eines Sachwalters durch.