
Branche: Großhandel für Küchenmöbel
Standort: Bonn
Jahr: 2017
Mitarbeiter: 40
Küchenwelten Reimers
Über die Zusammenarbeit
„Die Insolvenz unseres langjährigen Geschäftspartners und Hauptlieferanten Alno AG hat uns wirtschaftlich hart getroffen. Ad hoc mussten wir damit zurechtkommen, dass unser Hauptlieferant die Produktion und die Lieferung vorübergehend eingestellt hatte. Für unser Unternehmen stellte sich in dieser Situation dann die Frage, ob es möglich ist, mehrere Wochen ohne Belieferung – folglich auch ohne Einnahmen – jedoch unter Fortführung aller laufenden Kosten, zu überleben. Nach zahlreichen Überlegungen und Krisensitzungen mit unserem mhk-Verband, entschlossen wir uns dem Beispiel der Alno AG zu folgen, und eine Eigenverwaltung anzustreben. Der mhk-Verband stand uns dabei schon im Vorfeld bei allen Überlegungen mit Rat und Tat zur Seite und vermittelte den Kontakt zu Herrn Buchalik von der auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung spezialisierten Wirtschaftskanzlei Buchalik Brömmekamp. Nach eingehender Erstberatung durch Buchalik Brömmekamp fiel unsere Entscheidung für ein Eigenverwaltungsverfahren. Innerhalb weniger Tage folgten die Antragstellung bei Gericht, die Aufklärung der Mitarbeiter und die Information unserer Kunden.
In den folgenden vier Monaten wurden unter unglaublichem Einsatz aller Beteiligten alle notwendigen Verhandlungen geführt, Daten aufbereitet, neue Handelspartnerschaften geschlossen und alle bestehenden Aufträge umgeschrieben. Es folgte die Eröffnung der Insolvenz in Eigenverwaltung – ein großer Teilerfolg für uns und Motivation weiterzumachen, insbesondere da die Alno AG zwischenzeitlich die Eigenverwaltung abgebrochen und ein reguläres Insolvenzverfahren in Gang gesetzt hatte. Die juristischen Bedingungen wurden durch die doppelte Insolvenz – die unseres ehemaligen Lieferanten Alno und unsere – zusätzlich erschwert.
Die gute juristische und unternehmensberatende Unterstützung durch Buchalik Brömmekamp sowie die kurzfristigen Ziele, die uns vorgegeben wurden, haben es jedoch möglich gemacht, immer wieder einen Schritt voran zu kommen. Wir geben zu, dass es in zwölf sehr harten Monaten einige Momente gegeben hat, in denen wir gezweifelt haben, ob das alles ein gutes Ende nehmen würde und auch, wie lange man dies durchstehen kann. Das große Vertrauen, welches wir in die uns unterstützenden Anwälte und Unternehmensberater gesetzt hatten, hat sich jedoch bezahlt gemacht. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal allen Mitwirkenden bei Buchalik Brömmekamp – vom CRO bis zum Backoffice – für die großartige Unterstützung danken. Ohne sie wäre ein solches Verfahren nicht durchführbar gewesen.“
Uwe Reimers, Geschäftsführer der Küchenwelten Reimers GmbH
Über das Verfahren
Die Alno Küchenwelten Reimers GmbH (heute Küchenwelten Reimers GmbH) nutzte die bekannte Marke Alno und vertrieb seinerzeit ausschließlich Alno-Küchen. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal betrieb das Unternehmen drei der insgesamt 18 deutschlandweiten reinen Alno-Küchenstudios. Das Unternehmen war mit der Alno AG aus Pfullendorf allerdings in keinem gesellschaftsrechtlichen Verhältnis verbunden, sondern nutzte lediglich die Marke Alno. Die Insolvenz des bekannten Küchenherstellers und die daraus resultierenden Lieferschwierigkeiten hatten auch die Alno Küchenwelten Reimers GmbH, mit Hauptsitz in Bonn, in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht. „Nach jahrelanger erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Alno AG mussten wir Mitte 2017 der bitteren Wahrheit ins Auge sehen, dass auch der neue Investor es nicht geschafft hatte, das Unternehmen zu stabilisieren. Nachdem zu diesem Zeitpunkt bereits seit über einem halben Jahr bei allen Aufträgen zahlreiche Teile fehlten, sahen wir uns Ende Juli aus der Presse mit der Mitteilung konfrontiert, dass wir am nächsten Morgen eine Lösung dafür finden würden müssen, dass unser Hauptlieferant die Produktion und die Lieferung vorübergehend eingestellt hatte. Anfangs glaubten wir noch, dass sich dies durch die Eigenverwaltung der Alno AG schnell wieder legen und der Betrieb normal weitergehen würde“, berichtet Geschäftsführer Uwe Reimers. Leider war dies aber nicht der Fall: „Bald mussten wir einsehen, dass dies nicht reibungslos geschehen würde und sahen uns gezwungen unsererseits zu reagieren. Es galt die Arbeitsplätze von 40 Mitarbeitern, inkl. der Familie, zu sichern und auch den größten Schaden von unseren Kunden fernzuhalten“, so Reimers.
Wegen eines Liquiditätsengpasses hatte die Geschäftsführung deshalb beim Amtsgericht Bonn einen Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren gestellt, um das Unternehmen umfassend zu sanieren. Das Amtsgericht Bonn hatte dem Antrag des Unternehmens im Juli 2017 entsprochen und eine Eigenverwaltung angeordnet. Geschäftsführer Uwe Reimers entwickelte – zusammen mit dem Beratungsunternehmen Buchalik Brömmekamp – ein tragfähiges Sanierungskonzept, dem das Gericht und die Gläubiger zustimmen mussten. „Ein Eigenverwaltungsverfahren verfolgt das Ziel, das Unternehmen dauerhaft mit dem bestehenden Gesellschafter fortzuführen. Deshalb erhielten unsere Kunden ihre bestellten Küchen. Aber auch während des Verfahrens konnten unsere Kunden neue Küchen bestellen, die auch termingerecht ausgeliefert wurden“, berichtet der Reimers-Geschäftsführer. Im Zuge des Verfahrens wurde u.a. die Lieferantenstruktur auf neue Füße gestellt. Ein Standort in St. Augustin wurde geschlossen. Reimers Küchenwelten konzentriert sich heute mit neuem Konzept erfolgreich auf die beiden Standorte Bonn und Bergisch Gladbach mit insgesamt 26 Mitarbeitern. „Wir haben durch das Verfahren gelernt, dass wir als Händler in Zukunft unabhängiger werden müssen. Wir Händler haben unter der Insolvenz von Alno besonders gelitten. Heute würde ich mich nie mehr voll auf nur einen einzigen Hersteller einlassen. Wir sind diesbezüglich heute viel breiter aufgestellt. Mit den Möglichkeiten des Verfahrens konnten wir die Liquiditätssituation deutlich verbessern und so den wesentlichen Sanierungsansatz umsetzen. Vor allem können die Kunden heute aus einem deutlich erweiterten Produktangebot auswählen“, fasst Uwe Reimers zusammen. Am 01. September 2018 hat das Amtsgericht Bonn das Eigenverwaltungsverfahren der Küchenwelten Reimers GmbH aufgehoben. Der Küchenberater aus dem Rheinland gilt damit als erfolgreich saniert.
Mit der Eigenverwaltung nutzte die ehemalige Alno Küchenwelten Reimers GmbH die seit 2012 geltenden Möglichkeiten einer Sanierung unter Insolvenzschutz. Im Eigenverwaltungsverfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung bei der bisherigen Geschäftsführung. Diese führt den Sanierungsprozess selbstständig und ohne Insolvenzverwalter aber mit einem zur Seite gestellten Sachwalter durch. Ein Sachwalter übernimmt eine Aufsichtsfunktion und hat darüber hinaus die Aufgabe, die wirtschaftliche Lage des Schuldners zu prüfen. Die Küchenwelten Reimers GmbH wurde während des Eigenverwaltungsverfahrens außerdem durch den erfahrenen Sanierungsexperten Philipp Künne von der Buchalik Brömmekamp Rechtsanwaltsgesellschaft begleitet.