OLG Düs­sel­dorf urteilt zum neu­en Anfechtungsrecht

Erhält ein Gläu­bi­ger – bei erkenn­ba­rer Zah­lungs­un­fä­hig­keit sei­nes Schuld­ners – von die­sem noch Zah­lun­gen, muss er die­se, im Fall der spä­te­ren Insol­venz des Schuld­ners, an den Insol­venz­ver­wal­ter zurück­zah­len. Dies ist die ver­kürz­te und ver­ein­fach­te Grund­re­gel der Insol­venz­an­fech­tung (§§ 129 ff. InsO). Der Gesetz­ge­ber hat mit der Reform der Insol­venz­an­fech­tung im Jahr 2017 eine ent­schei­den­de Aus­nah­me geschaf­fen: Ste­hen Leis­tung und Gegen­leis­tung in einem unmit­tel­ba­ren Zusam­men­hang, besteht kei­ne Rück­zah­lungs­pflicht. Und zwar auch dann nicht, wenn der Schuld­ner im Zeit­punkt der Zah­lung bereits zah­lungs­un­fä­hig gewe­sen ist und der Gläu­bi­ger dies wuss­te. Die­se Aus­nah­me ist aller­dings an zwei wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen geknüpft: Leis­tung und Gegen­leis­tung, also bei­spiels­wei­se die Lie­fe­rung einer Ware und deren Bezah­lung, müs­sen zeit­lich in engem Zusam­men­hang ste­hen. Kei­ne Sei­te darf kre­di­tie­ren, also auch einen Lie­fe­ran­ten­kre­dit gewäh­ren. Das Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf hat mit sei­nem Urteil vom 27.02.2020 (Az. 12 U 31/19) klar­ge­stellt: Der enge zeit­li­che Zusam­men­hang ist gege­ben, wenn ledig­lich eine Woche zwi­schen Leis­tung und Gegen­leis­tung liegt.

Die zwei­te wich­ti­ge Vor­aus­set­zung ist, dass der Schuld­ner bei der Bezah­lung nicht unlau­ter han­deln darf. Die­ser Begriff wur­de mit der Reform neu in das Gesetz auf­ge­nom­men. Und es war abseh­bar, dass anfech­ten­de Insol­venz­ver­wal­ter ihn anders aus­le­gen wer­den, als nach der Geset­zes­be­grün­dung vor­ge­se­hen. Schließ­lich haben die­se ein Inter­es­se dar­an, wei­ter anfech­ten zu kön­nen. Das Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf hat dem nun einen Rie­gel vor­ge­scho­ben. Ein Schuld­ner han­delt nicht bereits des­halb unlau­ter, weil ihm bekannt ist, dass er Ver­lus­te erwirt­schaf­tet und nicht alle Gläu­bi­ger wird bezah­len kön­nen. Es bleibt zu hof­fen, dass sich mög­lichst vie­le Gerich­te die­ser Aus­le­gung des Geset­zes anschlie­ßen und so zu der von dem Gesetz­ge­ber gewoll­ten und von der Wirt­schaft gefor­der­ten Beschrän­kung der Insol­venz­an­fech­tung beitragen.

Dr. Olaf Hiebert
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  • Die Lehmen­siek Tief­bau GmbH und die Lehmen­siek Tele-Tech­nik GmbH stre­ben mit­hil­fe eines vor­läu­fi­gen Eigen­ver­wal­tungs­ver­fah­rens eine Sanie­rung an. Unter­schied­li­che Wirt­schafts­fak­to­ren führ­ten zu einer finan­zi­el­len Schief­la­ge des Unter­neh­mens. In einem ers­ten Schritt wird ein Sanie­rungs­kon­zept erar­bei­tet und den Gläu­bi­gern zur Abstim­mung vorgelegt.

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  • Die NEUERO-Farm- und För­der­tech­nik GmbH hat sich mit­hil­fe eines Eigen­ver­wal­tungs­ver­fah­rens erfolg­reich saniert. Das Fami­li­en­un­ter­neh­men, das rund 50 Mit­ar­bei­ten­de beschäf­tigt, hat­te am 23.02.2022 beim Amts­ge­richt Osna­brück ein Eigen­ver­wal­tungs­ver­fah­ren bean­tragt. Der Restruk­tu­rie­rungs­plan wur­de von den Gläu­bi­gern ein­stim­mig ange­nom­men und das Ver­fah­ren am 31.12.2022 aufgehoben.

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